Nachgefragt ... diesmal: FondsTrends war für Sie auf der 9. Hauptstadtmesse in Berlin

Am 18. September traf sich die Finanzdienstleistungsbranche in Berlin. Unser Redaktionsteam war für Sie mit dabei, um Trends und Marktmeinungen aufzugreifen. FondsTrends sprach mit den Experten von Medical Strategy, Shareholder Value, Heemann Vermögensverwaltung, Hellerich und axessum. Was bewegt die Branche aktuell? Erfahren Sie mehr im Interview.

Handelsstreit und seine Auswirkungen auf den Healthcare-Sektor

FondsTrends:
Die internationalen Aktienmärkte werden derzeit vom eskalierenden Handelsstreit der USA mit China dominiert. Inwieweit sind davon auch die Aktien aus dem Healthcare-Bereich betroffen?

Jürgen Harter – Medical Strategy:
Natürlich wirkt sich die allgemeine Stimmung an den Finanzmärkten auch auf Healthcare-Aktien aus. Direkte Auswirkungen gibt es jedoch bislang nur partiell. In der ersten Runde des Handelsstreits belegen die USA chinesische Produkte seit Juli mit einem Importzoll von 25 Prozent. Betroffen sind davon unter anderem Sterilisationsprodukte und medizinische Bildgebungsgeräte, die für Kliniken und Krankenhäuser von entscheidender Bedeutung sind. China exportiert außerdem in die Vereinigten Staaten Teile, die für den Hüftersatz benötigt werden. Die Strafzölle können die entsprechenden Kosten spürbar erhöhen. Das gilt auch für Vorprodukte, Insulin, Adrenalin und Impfstoffe. Diese stammen zu einem beträchtlichen Teil aus Indien und eben China. Dies könnte insbesondere amerikanische Hersteller von Generika und möglicherweise Biosimilars treffen. Wir bei Medical Strategy investieren im MEDICAL BioHealth schwerpunktmäßig in Unternehmen, die innovative Produkte mit einen therapeutischen Zusatznutzen entwickeln. Wir sehen in diesem Bereich keine direkte Belastung durch den Handelsstreit mit China.

Kapitalmärkte – ein auf und ab

FondsTrends:
Die US-Märkte stehen seit Jahresanfang im Plus, wohingegen die Entwicklung der europäischen Märkte dürftig verläuft. Gründe hierfür können die Technologielastigkeit der amerikanischen Börsen, sowie erwartete positive Effekte der Steuerreform sein. Welche weiteren Gründe sehen Sie für die divergente Entwicklung der europäischen und amerikanischen Kapitalmärkte? Wird sich diese Entwicklung Ihrer Meinung nach fortsetzen und wie positionieren Sie sich? Welche Branchen favorisieren Sie?

Endrit Cela – Shareholder Value:
Zu den Gründen für diese gegensätzliche Entwicklung der Kapitalmärkte zählt vor allem das Thema Verschuldung. Das gilt sowohl für amerikanische Konzerne, als auch für zahlreiche Staaten, welche häufig über Ihre finanziellen Möglichkeiten hinaus leben. Im Euroraum wird dieser Zustand beispielsweise von Italien dargestellt. Die Stimmungsindikatoren in Europa trüben sich derweil ein, was kein gutes Zeichen für die Konjunkturentwicklung und die Konjunkturerwartungen ist. Letztere sind weltweit rückläufig und werden sich über kurz oder lang auch in den USA verschlechtern. Die Frage nach präferierten Branchen stellt sich für uns als Value Investoren nicht auf, da wir hauptsächlich die jeweiligen Unternehmen mit ihren Geschäftsaussichten, den Cash Flow-Entwicklungen und dem Management im Blick haben. Wir stellen uns stattdessen die Frage, ob das Management des jeweiligen Unternehmens langfristig agiert und eine auf die Zukunft gerichtete Asset Allocation verfolgt.

FondsTrends:
Das globale ökonomische Umfeld ist derzeit geprägt von Protektionismus, steigenden Zinsen in den USA, sowie dem Ölpreisanstieg. Wie schaffen Sie es,  in diesem wirtschaftlich schwierigen Umfeld dennoch eine Outperformance zu generieren?

Nadine Heemann – Heemann Vermögensverwaltung:
Unsere starke Flexibilität, insbesondere hinsichtlich der Assetklassen und Länderallokation im FU Multi Asset Fonds, macht es uns möglich, schwierige Umfelder zu meiden. Beispielsweise haben wir im derzeitigen Niedrigzinsumfeld nur wenige Anleihen im Fonds. Sollten sich die Chance-Risiko-Verhältnisse am Anleihemarkt wieder attraktiver gestalten, können wir schnell reagieren und die Rentenquote anpassen. Wir beobachten das Weltgeschehen sehr intensiv und setzen uns täglich mit dem Kapitalmarkt auseinander. Wir bevorzugen Aktiengesellschaften, denen steigende Öl- sowie Rohstoffpreise oder Handelskonflikte kaum etwas ausmachen. Regionen und Branchen, die aus unserer Sicht größere Unsicherheiten bergen, meiden wir. Die Freiheit von starren Quoten macht es uns möglich, schnell zu reagieren und das Portfolio bei Veränderungen anzupassen.

Finanzexperten auf der 9. Hauptstadtmesse in Berlin

v.l. n.r.: Jürgen Harter, Nadine Heemann, Nina Kordes, Patrick Siebert (Hellerich), Endrit Çela , Harald Steinbichler

Sachwerte und defensive Aktien

FondsTrends:
Unter Sachwertinvestitionen versteht man als Anleger ja normalerweise Immobilien, Rohstoffe, Edelmetalle oder auch geschlossene Investments z.B. in Flugzeuge, Wälder oder Windkraftanlagen. Sie managen hingegen einen globalen Aktienfonds. Warum nennen Sie die Positionen in Ihrem Fonds „Sachwertaktien“?

Nina Kordes – Hellerich:
Wir nennen sie Sachwertaktien, da zum einen Aktien als Unternehmensbeteiligungen auch zu den Sachwertanlagen zählen, und sie haben den großen Vorteil, dass sie hoch liquide sind und man auch mit wenig Kapital eine breite Streuung erreichen kann. Zum anderen sollen die Unternehmen, die wir für den Fonds auswählen, möglichst unabhängig von externen Einflussfaktoren sein und sich dadurch besonders in einem schwierigen konjunkturellen Umfeld positiv abheben. Wir investieren hauptsächlich in Unternehmen, die Produkte oder Dienstleistung des täglichen Bedarfs anbieten. Sofern sie unsere verschiedenen Kennzahlen erfüllen, die z. B. Finanzstärke, Kapitalfluss und Bewertung analysieren, gehören sie zu den „Sachwertaktien“. Der Fonds soll damit die Anforderungen an ein defensives Basisaktieninvestment für jedes Kundendepot erfüllen, sprich: in guten Marktphasen eine vernünftige Rendite erwirtschaften und gleichzeitig auch auf mögliche Krisenszenarien vorbereitet sein.

FondsTrends:
Und wie geht es nun mit den defensiven Aktien weiter, die seit geraumer Zeit nicht zu den Favoriten der Anleger gehörten?

Nina Kordes – Hellerich:
Im aktuellen Umfeld stehen natürlich hauptsächlich US-Technologieaktien in der Gunst der Anleger. Der Nahrungsmittelbereich hingegen ist aufgrund des geringeren Wachstums in dieser Konjunkturlage für die meisten Marktteilnehmer weniger attraktiv. Doch auch hier werden ordentliche Gewinne erzielt, was mich grundsätzlich optimistisch stimmt. Für besonders interessant halte ich im Moment den Gesundheitssektor, der ebenfalls in die defensive Kategorie gehört. Mit den hohen Investitionen in Forschung und Entwicklung in der Pharmazeutik und der Medizintechnologie können mittlerweile schneller neue und bessere Produkte an den Markt gebracht werden. Einige Studien gehen davon aus, dass mit den nun zur Verfügung stehenden technologischen Möglichkeiten und Big Data in diesen Branchen EBITDA-Zuwächse im mittleren zweistelligen Bereich zu erwarten sind.

CAT Bonds als strategisches Investment

FondsTrends:
Es kommt immer häufiger vor, dass Katastrophenmeldungen von Hurrikan „Florence“, der die Ostküste der USA erschüttert hat, und der Taifun in Hongkong durch die Newsticker wandern. Wie reagieren die Investoren Ihres CAT-Bonds-Fonds auf solche Meldungen und welche Maßnahmen werden darauf hin im Portfoliomanagement ergriffen? Wie läuft eigentlich das Krisenmanagement in solch einer turbulenten Situation ab?

Harald Steinbichler – axessum:
Naturkatstrophenmeldungen in den USA werden von unserem Fondsmanagement zeitnah analysiert und mittels Research Note an die Investoren verschickt. Bei größeren Events fragen Investoren nach, nehmen an unseren Update-Telefonkonferenzen teil und wir halten die Investoren auf dem Laufenden. Bei größeren Events versuchen einige Investoren zu Rebalancen, um die Allokation zu halten oder die Zielallokation früher als geplant zu erreichen. Diese Ereignisse bilden das Tagesgeschäft des Fondsmanagement und sind typisch für diese Assetklasse. CAT Bonds sind ein sehr strategisches Investment, ein schnelles Trading findet hier selten statt. Natürlich kann es sein, dass sich einige Investoren bei einem Event von Positionen trennen, der Sekundärmarkt ist aber im CAT-Bond-Bereich nicht sehr stark ausgeprägt.

Vielen Dank für Ihre Einschätzungen!

01. Oktober 2018

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Autor

Sonja Becker

Sonja Becker ist im Business Development bei Hauck & Aufhäuser Fund Services S.A. tätig. Neben den Themen Vertriebsunterstützung, Neukundenakquise und Projektkoordination ist sie ebenfalls für die Organisation von Veranstaltungen und Messeauftritten verantwortlich. Sie ist zudem Ansprechpartner für die FondsTrends Plattform, koordiniert die Veröffentlichung der Beiträge und ist Ansprechpartnerin für Autoren. Die Europasekretärin mit einem Bachelor Professional of Business CCI Abschluss verfügt über 14 Jahre Erfahrung am Finanzplatz Luxemburg.

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