Papier ist heute – Videos sind morgen

Thomas J. Caduff ist CEO der Fundplat GmbH in Zürich und seit über 30 Jahren in der Finanzindustrie tätig. Im Interview mit FondsTrends erklärt er, weshalb Videos schon sehr bald die Kommunikation in der Finanzindustrie deutlich verändern werden.

FondsTrends: Herr Caduff, wo steht die Finanzindustrie in puncto Videos heute?

Thomas J. Caduff: Wenn Sie in New York sind, am Abend im Hotelzimmer die Beine hochlegen und zum Abschalten den Fernseher einschalten, finden Sie praktisch keinen relevanten Sender, der Sie nicht am Laufband informiert, was gerade die Aktienkurse machen. Hübsche Damen in Designer-Kostümen moderieren und bis in die Nacht werden Finanzexperten zugeschaltet. Eine riesige Informationsmaschine ist da am Laufen. Offenbar gibt es dafür auch Zuschauer, ansonsten würde dieser Aufwand bestimmt nicht betrieben.

FondsTrends: … und wie sieht es in Europa aus?

Thomas J. Caduff: Ich verfolge zwei Länder intensiv: die Schweiz und Deutschland. In der Schweiz gibt es auch so einen Sender wie in den USA, und er heißt bezeichnenderweise „CNN Money Switzerland“. Ist ein Miniaturformat von CNN in den USA, aber echt gut gemacht. Kommen wir aber zu Ihrer Frage: den Videos. Da läuft in Deutschland ziemlich viel, in der Schweiz habe ich nichts auf dem Radar. Dies liegt wahrscheinlich auch daran, dass wir Schweizer vom Naturell her konservativ sind.

FondsTrends: Was braucht es für ein gutes Video?

Thomas J. Caduff: Zwei Voraussetzungen müssen gegeben sein: Erstens, eine Story muss da sein und zweitens eine Person, die das Video auch gerne produziert. So wie ein guter Fußballspieler seinen Sport lieben muss, braucht es für ein gelungenes Video auch eine Person, die kommunizieren will, authentisch ist und Menschen mag. Natürlich kann man alles lernen, aber es ist natürlich von Vorteil, wenn man diese Eigenschaften von Natur aus hat.

FondsTrends: Warum gibt es nicht mehr Videos in der Fondsindustrie?

Thomas J. Caduff: Das haben wir uns auch gefragt, man muss dies aber differenziert betrachten. Es werden nämlich sehr viele Videos gemacht, die intern verwendet werden, zum Beispiel um die Relationship Manager mit Fondsprodukten bekannt zu machen. Von außen bekommt man da naturgemäß nichts mit. In Deutschland sind einige Fondsboutiquen aktiv, aber auch dies in sehr überblickbarem Ausmass. In meinem Land fällt mir dazu kein einziger Name ein. Das ist schon extrem.

FondsTrends: Und Sie wollen dies nun ändern?

Thomas J. Caduff: Nun, das ist ein unendlich großer Markt. Und wir wären auch nicht unglücklich, wenn es weitere Anbieter gäbe. Aber wir haben – soweit wir das überblicken können – gleich zwei Alleinstellungsmerkmale: Zum einen sind wir technologisch in der Lage, vollautomatisierte Smartphone-Videos herzustellen. Der optimale Schnitt und die Vertonung dauern wenige Minuten. Der Interviewpartner kann das Video so zu jeder Zeit und an jedem Ort drehen und ist vollkommen flexibel. Er bekommt dazu von uns einen vierstelligen Code. Er sollte rund 100 Euro investieren: für ein Stativ und ein Mikrofon. Das ist es dann auch schon. Zudem bieten wir ein Portal mit offener Architektur an. Das bedeutet, dass wir nebst den von uns produzierten Videos auch Videos publizieren, welche die Kunden selbst herstellen. Hier sehen Sie alles auf einen Blick.

FondsTrends: Sie vertreiben die Videos auch?

Thomas J. Caduff: Ja, in der Tat, das ist eine Kernkompetenz von uns. Wir haben im vorigen Jahr fast 260.000 Newsletter (Ausgaben Schweiz und Deutschland) versandt – mit einer erfreulich hohen „Open Rate“ von über 35  Prozent.

Das spricht eindrücklich für die Qualität unserer Leserschaft. Immer wichtiger wird auch Social Media. Diese Follower-Zahlen bringen wir gerundet auf die Waagschale: LinkedIn: 8.500, Twitter: 800, Xing: 3.300. Und last but not least: Wir haben eine höchst erfreuliche Zusammenarbeit mit dem großen deutschen Finanzportal ARIVA.DE. Und eine weitere spannende Kooperation für die Schweiz steht am Horizont.

FondsTrends: Was sind Ihre Ziele für die nahe Zukunft?

Thomas J. Caduff: Die Nachfrage nach unserem Format – sowohl nach unseren vollautomatisierten Smartphone-Videos als auch nach der Vermarktung von selbst gedrehten Firmenvideos – steigt jetzt rapide an. Meine wichtigste Aufgabe als Chef ist es nun, die Arbeitsabläufe zu optimieren und das Team so in Stellung zu bringen, dass wir problemlos eine Vielzahl weiterer Videos professionell verarbeiten können. Denn eines steht für mich fest: Der Bedarf an Videos wird in der Finanzindustrie massiv anziehen. Es ist sonnenklar, und das ist auch den Leuten bewusst, es wird viel zu viel Papier produziert. Ich empfehle zu diesem Thema diese Lektüre: Why Video is a Must-Have Sales Tool [Infographic].

Ich sehe es auch bei mir selbst, Papier lege ich erst einmal auf die Seite, aber ein Video schaue ich mir immer gerne an. Zumal ich jederzeit Zugriff darauf habe und vorausgesetzt, es dauert nicht länger als drei Minuten. Das ist jedoch keine große Kunst. Wer etwas nicht in wenigen Minuten erklären kann, kann es auch sonst nicht. „Story Telling“ ist das Gebot der Stunde. Produkteverkauf war gestern respektive vorgestern.

11. September 2019

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Autor

Thomas J. Caduff

Thomas J. Caduff ist CEO der Fundplat GmbH in Zürich. Er ist seit rund 40 Jahren in der Finanzindustrie tätig. Zu seinen beruflichen Stationen gehörten das Börsenkommissariat des Kantons Zürich, die Bank Vontobel, die Credit Suisse und die UBS. Thomas J. Caduff diente ferner drei Jahrzehnte lang in einer Division und mehreren Brigaden der Schweizer Armee als Kommunikations- und Medienoffizier.

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