Private Equity: Eine Branche richtet sich neu aus

Eine Zusammenfassung der diesjährigen globalen Umfrage an Private Equity Häuser und Investoren, durchgeführt von Ernst & Young (EY) in Zusammenarbeit mit Private Equity International, verdeutlicht die Neuausrichtung der Branche.

103 CFOs und 88 Investoren der Private Equity Branche weltweit haben an der dritten Umfrage von EY und Private Equity International teilgenommen. Ziel unserer Umfrage war es, die Auswirkungen eines global geänderten Regulierungsumfelds auf die Private Equity (PE) Branche zu verstehen. Welchen Herausforderungen, welchen Opportunitäten sieht sich die Branche aktuell gegenüber gestellt?

„Umbruch“ und „neue Ausrichtung“ beschreiben das aktuelle Umfeld der PE Branche wahrscheinlich am zutreffendsten. Das Geschäftsmodell von früher gibt es nach Finanzkrise und Regulierungswelle nicht mehr. Vor weniger als zehn Jahren eindeutig auf Renditeoptimierung fokussiert, bestätigen CFOs in unserer aktuellen Umfrage ihre Ausrichtung auf Kostenreduzierung, Steigerung der operativen Effizienz, Bewältigung der regulatorischen Anforderungen sowie die Aufbereitung von Investoren- und Managementreporting.

Mit unbarmherziger Regulierung antwortete die globale Politik auf die Finanzkrise und veränderte die PE Branche grundlegend. Das aktuelle Umfeld bringt neue Herausforderungen und erfordert die Wahl einer trag- und zukunftsfähigen Unternehmensstrategie. Von zentraler Bedeutung ist hierbei der richtige Umgang mit Daten: Regulierungsbehörden fordern unterschiedlichste und umfangreiche Daten an, die nur mit neuen, adaptierten Systemen und Prozessen geleistet werden können. Das effiziente Management von Big Data ist die groβe Branchen-Herausforderung der Gegenwart. Dabei sollten PE Häuser die Einhaltung von Richtlinien und Regulierungsvorgaben nicht als reine Erfüllungspflicht verstehen, denn auch Investoren stellen im Rahmen verschärfter Due Diligence den Regulierungsbehörden ähnliche Anforderungen – insbesondere in den Bereichen Risikomanagement, Leistungsprozesse, Berichterstattung und Bewertung. In unserer Umfrage benennen viermal so viele Investoren wie noch im Vorjahr eine effiziente Berichterstattung als das wichtigste Entscheidungskriterium für oder gegen ein PE Haus.

Als Technologie-Paradoxon kann man die Situation in den PE Häusern bezeichnen: Eine manuell geleistete Datenaufbereitung ist ineffizient und CFOs wissen sehr genau um die Notwendigkeit einer umfassenden digitalen Lösung. Aktuell gibt es diese Lösung nicht im Markt und so verbleiben PE Häuser bei ihren teils manuellen und oft ineffizienten Prozessen im Management von Daten. Ein Dilemma ohne Ausweg, solange es keine robuste und konsistente digitale Lösung für die Branche gibt.

Der optimierte Einsatz von Personal ist zunehmend wichtig. CFOs bestätigen in unserer Umfrage, dass sie über ausreichend Personal verfügen. Ob ihr Personal ausreichend kompetent und mit den richtigen Aufgaben betraut ist, stellen sie teils in Frage. Personalentwicklung und die Fähigkeit eines PE Hauses, das eigene Personal flexibel, teamübergreifend und aufgabenorientiert einzusetzen, sind wesentliche Grundlagen der eigenen Wettbewerbsfähigkeit. Ein zielgerichtetes Outsourcing kann in diesem Kontext eine nachhaltige und sinnvolle Ergänzung sein, welche von Investoren zunehmend akzeptiert wird.

Die Digitalisierung spaltet und zeigt sich mit zwei Gesichtern: Einserseits stehen Digitalisierung und interaktive Datenmanagement-Systeme für die Wettbewerbsfähigkeit von PE Häusern – heute und morgen. Andererseits eröffnet die digitale Transformation neue Angriffsflächen für Cyber Attacken. Es geht nicht mehr um die Frage ob sondern wann. Verstärkte Web-Präsenz, die Nutzung von sozialen Medien und Cloud-Leistungen, der Einsatz von Mobilgeräten und Datensammlungen im groβen Umfang steigern das Technologierisiko enorm. Technologie & Sicherheit sind schon längst Themen für das Top-Management eines jeden PE Hauses.

Welche Perspektiven zeigt die Branche auf? Die globale Regulierungswelle hat die PE Branche verändert und fordert ihren Preis. Mit reduzierten Gewinnmargen müssen CFOs sehr fokussiert die operative Effizienz ihres Unternehmens steigern. Nur so lässt sich ein kompetitiver Wettbewerbsvorteil erreichen. Effizientes Datenmanagement und eine zunehmende Automatisierung von Prozessen sind Kernelemente einer zukunftsweisenden Unternehmensstrategie. Wir glauben, dass es an dem aktuellen kritischen Wendepunkt der Branche wesentlich sein wird, inwiefern es PE Häusern gelingt, ihre neuen Pflichten auch zu eigenen Gunsten zu nutzen und die Kostenquote nachhaltig zu verbessern. Der Rolle des CFO kommt hierbei eine neue, zentrale Bedeutung zu: Er ist es, der Innovation und Prozessoptimierung des PE Hauses wesentlich vorantreibt.

06. Juni 2016

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Autor

Dr. Carmen von Nell-Breuning

Dr. Carmen von Nell-Breuning ist Senior Advisor im Bereich Investmentfonds der Wirtschaftskanzlei Clifford Chance und verfügt über mehr als 15 Jahre Berufserfahrung im Bereich Alternativer Investmentfonds am Finanzplatz Luxemburg. Sie ist Co-Vorsitzende des Sounding Boards der Luxemburger Private Equity Vereinigung (LPEA). Vor ihrer Tätigkeit bei Clifford Chance leitete Frau von Nell-Breuning das Private Equity Business Development einer der BIG4 in Luxemburg. Sie war zudem mehrere Jahre in einer grossen deutschen Bank in Luxemburg tätig. Frau von Nell-Breuning hält einen Doktor in Sozial- und Wirtschaftswissenschaften.

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