„Die Aufmerksamkeit wandert von vernünftigen Strategien hin zu kurzfristigem Geschäft“

Die GFA Vermögensverwaltung GmbH, 1997 im baden-württembergischen Herbolzheim gegründet, ist eine bankenunabhängige Vermögensverwaltung, deren Expertise im Bereich regelbasierter und prognosefreier Anlagestrategien liegt. Mit Hilfe quantitativer Strategien werden drei Fonds, mehrere Anlagestrategien mit ETFs und Einzelwerten sowie ein wikifolio-Zertifikat betrieben und vermarktet, unterstützt durch die Kombination aus fundierter Kapitalmarktforschung und praktischem Portfoliomanagement. FondsTrends sprach mit Werner Krieger, Gründer und geschäftsführender Gesellschafter der GFA Vermögensverwaltung, über die Vorteile regelbasierter Anlagestrategien, die Herausforderungen von Big Data sowie die Bedeutung des Durchhaltens für das Wandern und die Vermögensverwaltung.

FondsTrends: Herr Krieger, bitte stellen Sie unseren Lesern kurz Ihr Unternehmen und dessen Leistungen vor, am besten am Beispiel Ihres neuen Produkts. Wie kam es zu dem Fonds?

Werner Krieger: Vor rund fünf Jahren haben wir ein Momentum-Zertifikat aufgelegt, das „Deutsche Aktien Momentum Protect“. Dabei suchen wir die 20 trendstärksten Aktien auf dem deutschen Markt, also HDAX plus SDAX raus. Wir berufen uns auf den wissenschaftlich sehr gut untersuchten Faktor Momentum. Da das Momentum-Zertifikat regelbasiert ist, spielt es auch unserer Unternehmensausrichtung in die Hände. Der Live-Track-Record ist bisher sehr beeindruckend, wir haben seit Auflage ein gutes Ergebnis gefahren. Vor einigen Jahren bin ich dann auf ein vom Vermögensverwalter Hinkel & Cie. gemanagtes Value-Zertifikat gestoßen. Value und Momentum passen sehr gut zueinander, da beide Strategien zu unterschiedlichen Phasen auf der Zeitachse unterschiedliche Stärke- und Schwächephasen haben. Eine Aufteilung in 50% Value und 50% Momentum führt daher noch mal zu einem sehr ausgewogenen Depot. Und da wir diskretionär im Value-Bereich keine Expertise haben, das Value-Zertifikat bereits seit Dezember 2013 seine Qualität mit der Auswahl deutscher Value-Perlen als „langfristiger Outperformer“ unter Beweis gestellt hat und das Musterportfolio, auf dem das Zertifikat fußt, bereits seit 1999 mit einer Durchschnittsrendite von rd. 17% pro Jahr überzeugt, haben wir mit Hinkel Kontakt aufgenommen. Sowohl wir als auch Hinkel kooperieren seit Jahren mit leistungsstarken Beratern in einzelnen Teilbereichen. So lässt sich Hinkel vom Anlegerbrief aus Krefeld basierend auf deren Value Expertise bei deutschen Nebenwerten beraten. Daraus erwuchs der Vorschlag, beide Zertifikate zu kombinieren und so ein sehr gutes Risiko-Rendite-Verhältnis zu erzielen. Und so kam die Idee, gemeinsam einen Fonds aufzulegen, der aus beiden Ansätzen besteht: 50% quantitativ-regelbasiertes Momentum und 50% diskretionäres Value. Aufgelegt wurde das Ganze nach dem Lego-Prinzip, sprich jeder ist für seine 50% zuständig, allokiert und managt diese und wir „stülpen“ dann einen Fondsmantel darüber – den Fonds “Deutsche Aktien Systematic Invest“ (WKN: HAF X98, ISIN: LU1914901001).

Einen rechtlichen Hintergrund gibt es hier allerdings auch. Sowohl Hinkel als auch wir wollen das jeweilige Zertifikat gerne weiter vertreiben, aber ein Zertifikat hat nun mal vom Emittenten her ein Ausfallrisiko. Von Kundenseite wurde dann signalisiert, dass unsere Strategie im Gewand eines Fonds mehr Investitionsinteresse wecken würde als ein gemeinsames Zertifikat – eben aufgrund des erwähnten Ausfallrisikos. Hauck & Aufhäuser hat als KVG schnell Vertrauen zu dem Konzept geschöpft, da es sich um zwei bewährte Zertifikate mit sehr guter Leistungsentwicklung über einen Live-Zeitraum von fünf Jahren handelt. Seit dem 04. Juni 2019 können Anleger den Fonds Deutsche Aktien Systematic Invest nun kaufen.

FondsTrends: Zentrales Element Ihrer Anlagephilosophie ist die von GFA entwickelte Börsenampel. Manifestiert sich das Konzept auch in Ihren bisher aufgelegten Fonds?

Werner Krieger: Unsere Börsenampel ist ein für den deutschen Markt entwickeltes Risiko-Overlay und besagt, wann wir in Märkte einsteigen können und, vor allem, wann nicht. Veröffentlicht wird die Ampel seit April 2013 monatlich u.a. im Smart Investor-Magazin. Also auch hier können wir einen Live-Zeitraum von 2013 bis heute vorweisen, in dem uns die Börsenampel bisher sehr gute Dienste geleistet hat. Insofern haben wir eine Symbiose aus einem diskretionären Value-Zertifikat, einem regelbasierten Momentum-Zertifikat sowie einem ebenfalls durch uns regelbasiert gemanagten Risiko-Overlay, um nicht in „Crash-Phasen“ investiert zu sein. Nicht nur im Backtest, sondern auch in der bisherigen Live-Phase seit April 2013 leistet unsere GFA-Börsenampel wertvolle Dienste.

Börsenampelsignale seit Veröffentlichung im April 2013 (Quelle: GFA)

FondsTrends: Ist das Vorgehen bei all Ihren Fonds das gleiche?

Werner Krieger: Bei unserer im April 2016 gestarteten ETF-Strategie, dem iQ Global, verfahren wir nach einer anderen Steuerung des Risiko-Overlays, der sogenannten vertikalen und horizontalen Trendphasen-Diversifikation. Hier bedienen wie uns dreier verschiedener Indikatoren, die auf Monatsbasis mithilfe von Tageswerten geglättet werden. Auch das ist eine eigene Konstruktion, die aber anders läuft als die GFA-Börsenampel. Für unseren neu aufgelegten Deutsche Aktien Systematic Invest Fonds ist folgendes Risiko-Overlay implementiert: 50% der Aktienquote steuern wir über unsere Börsenampel und 50% aus der vertikalen Trendphasen-Diversifikation. Wir haben somit eine Diversifikation des Ein- und Ausstiegs noch einmal über zwei verschiedene Konzepte hinweg. Dadurch wird das Risiko einzelner Fehlsignale sehr gut ausgebügelt, da wir quasi zwei Börsenampeln für jeweils 50% des Depots nutzen. So haben wir einen mehrstufigen Marktein- oder -ausstieg auf Basis zweier Börsenampeln/Overlay-Ansätze. Die vertikale Trendphasen-Diversifikation haben wir im Übrigen als erstes Haus hier in Deutschland entwickelt.

FondsTrends: Die Geschäftsaufgaben bei GFA sind geteilt. Udo Winterhalder, Ihr Kollege in der Geschäftsführung, ist für den Bereich der Kundenbetreuung zuständig, Sie für die Produktentwicklung. Wie läuft der Produktentwicklungsprozess bei GFA ab?

Werner Krieger: Dieser Prozess hat zwei Eckpfeiler. Zum einen kooperieren wir seit 2011 sehr eng mit Quantagon, einem Finanzdienstleister aus Frankfurt am Main, und dort besonders mit Werner Koch und Frederik Wemhöner. Alle von uns entwickelten Modelle, z.B. der neue Fonds oder auch der iQ Global, werden dort im engen Analysten-Kreis diskutiert. Sowohl Herr Dr. Koch als auch Herr Dr. Wemhöner kommen ebenfalls aus dem regelbasierten Bereich und haben eine mehr als 25-jährige Erfahrung auf diesem Gebiet. Darüber hinaus haben wir sehr enge Beziehungen zum Lehrstuhl für Mathematik von Professor Maier-Paape an der RWTH Aachen. Auch ihm haben wir damals das Konzept des iQ Global Fonds vorgestellt. Er hatte dann 2012 einen mathematischen Beweis für die mittel- bis langfristige Rentabilität unseres Ansatzes publiziert, nachdem wir mit Hilfe zweier Doktoranden unsere Vorgehensweise der Trendphasen-Diversifikation rein mathematisch untersucht hatten.

Wir managen außerdem weitere Strategien, die bereits von einem Robo-Advisor, dem www.robovisor.de angeboten werden, so z.B. eine ETF-Strategie mit der Steuerung unserer Börsenampel (https://www.robovisor.defactsheet/30316 ) sowie eine Momentum-Strategie mit nur zehn Aktien aus dem HDAX (https://www.robovisor.de/factsheet/31010). Dort weise ich auch in Webinaren in unsere Anlagephilosophie ein. Herr Oliver Paesler, der mit Dr. Rüdiger Lemke den Robovisor aufgebaut hat, ist ein ausgewiesener Experte für die Entwicklung regelbasierter Anlagestrategien und hatte bereits vor 25 Jahren entsprechende Software-Programme entwickelt.

Stück für Stück möchten wir uns so im Bereich regelbasierter Anlagestrategien einen Namen aufbauen und mit anderen Häusern kooperieren.

FondsTrends: Sie erwähnten eingangs bereits die Synergien, die sich aus der Kombination der Value- und Momentum-Ansätze ergeben können, dennoch werden beide Lager häufig noch getrennt betrachtet. Worauf führen Sie zurück, dass die Diskussion noch immer so hitzig geführt wird?

Werner Krieger: Das erschließt sich mir nicht. Für ausgebildete Analysten liegen die Vorteile einer Kombination klar auf der Hand, wie ich immer wieder in Gesprächen feststelle. Der Hype um eines der beiden Lager scheint aber zyklisch, je nachdem, welcher Ansatz sich gerade wieder über einen Zeitraum von zwei bis drei Jahren bewährt hat. Die Aufmerksamkeit wandert von vernünftigen Strategien hin zu kurzfristigem Geschäft. Das mag von vorübergehenden Interessen getrieben oder ihnen geschuldet sein, läuft aber an der Realität wissenschaftlicher Erkenntnisse komplett vorbei – das zeigt unsere zuvor erwähnte Zusammenarbeit mit der RWTH Aachen. Wir alle, die sich intensiv mit dem Thema beschäftigen, schütteln dann immer wieder den Kopf. Es ist das ruhige und bedachte Vorgehen beim Auflegen von Strategien, das sich seit Jahrzenten bewährt, aber diszipliniertes Durchhalten erfordert – dieser Aspekt kommt medial leider immer etwas zu kurz.

Bisher erzieltes Ergebnis der 50:50-Kombination beider Zertifikate im Vergleich zum DAX seit Auflage des Zertifikats (Dezember 2014) zum Stand 28.06.2019 (Quelle: GFA)

Bisher erzieltes Ergebnis der Momentum-Strategie (gelb), der über unsere Börsenampel abgesicherten Momentum-Strategie (blau) und der Value-Strategie (grün) im Vergleich zum DAX (rot) zum Stand 28.06.2019 (Quelle: GFA)

FondsTrends: Die zunehmende Beliebtheit regelbasierter Anlagestrategien bedingt auch ein homogeneres Verhalten der Marktteilnehmer, einige Stimmen warnen vor möglichen Folgen. Ist gerade dennoch ein günstiger Zeitpunkt, die Richtung regelbasierter Anlagestrategien zu verfolgen?

Werner Krieger: Der Zeitpunkt ist richtig, weil uns derzeit ein weiterer Faktor in die Karten spielt – die digitale Vermögensverwaltung. Dieser Faktor harmoniert mit dem regelbasierten Ansatz wirklich gut und das aus einem einfachen Grund. Der regelbasierte Ansatz wird rein quantitativ gesteuert und quantitative Modelle sind im Bereich der digitalen Vermögensverwaltung sehr gut zu verpacken. Bei diskretionären Modellen ist das schon wieder schwieriger, aber bei uns entsteht automatisch ein Algorithmus, das heißt, die Auswahl der Aktien ist bei uns mathematisch hinterlegt und der gesamte Prozess der digitalen Vermögensverwaltung ist ebenfalls digital hinterlegt. Insofern kommt uns die Entwicklung der digitalen Vermögensverwaltung für unseren regelbasierten Ansatz sehr entgegen. Das trägt sogar erste Früchte – gerade haben wir von einer Bank den Zuschlag bekommen, als einer der Vermögensberater die digitale Vermögensverwaltung mitaufbauen zu dürfen.

FondsTrends: Das Thema ‚Big Data‘ geht also auch an Ihnen nicht spurlos vorbei?

Werner Krieger: Nein, absolut nicht. Wir müssen uns damit auseinandersetzen und begrüßen es sogar. Zum einen können wir damit auch überregional Kunden akquirieren und zum anderen ist es ein Bereich, in dem wir mit unserem regelbasierten Ansatz eine sehr gute Nische besetzen können. Insofern sind wir, wie gesagt, überhaupt nicht böse, dass dieses Thema auf uns zukommt, da wir für unser Haus dort sehr große Chancen sehen. Ein starker Partner wie Quantagon ist da natürlich zusätzlich eine große Hilfe.

FondsTrends: Noch zum Abschluss: Der Arbeitsalltag in der Vermögensverwaltung dürfte sicher recht ausgefüllt sein. Finden Sie noch die Zeit für Freizeitaktivitäten? Wie gelingt es Ihnen, Abstand zum Alltagsgeschehen zu gewinnen?

Werner Krieger: Abstand zu gewinnen ist auch in der Freizeit schwierig. Das liegt aber vor allem daran, dass mir der eigentliche Job bereits wahnsinnig viel Spaß macht. In den Anfangsjahren der GFA war ich operativ auch so stark eingebunden, dass Freizeit ein Luxus war. Mittlerweile sind unser Unternehmen und unser Netzwerk aber so stark gewachsen, dass ich im operativen Bereich ersetzbar bin. Gerne bin ich in der Natur unterwegs und leiste mir ab und zu Wanderungen, auch größerer Art. Für diesen Sommer ist eine achttägige Alpenüberquerung geplant, von Füssen nach Meran. Ich übernachte unterwegs auf verschiedenen Hütten und kann in der Natur richtig abschalten. Meine Frau wandert ebenfalls gerne, wenn auch nicht ganz so begeistert – sie wird in Meran auf mich warten, was zur Vorfreude natürlich beiträgt. Ein bisschen ist so eine Alpenwanderung ja auch mit einer Fondsanlage vergleichbar: nimmt man die Höhen und Tiefen mit und hält langfristig durch, wird man am Ende belohnt.

FondsTrends: Herr Krieger, wir danken Ihnen für das interessante Interview und wünschen Ihnen weiterhin viel Erfolg!

 

14. Oktober 2019

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Autor

Werner Krieger

Werner Krieger, Jahrgang 1962, ist Gründer und geschäftsführender Gesellschafter der GFA Vermögensverwaltung GmbH und deren verantwortlicher Manager für die Produktlösungen. Nach seinem Studium der Wirtschaftswissenschaften an der Helmut-Schmidt-Universität der Bundeswehr in Hamburg begann er seine Karriere in der Kapitalmarktforschung, die mittlerweile mehr als 25 Jahre Erfahrung umfasst. Auf eine nachgraduierte Ausbildung zum Analysten (CEFA, Investmentanalyst / DVFA) folgte 1997 schließlich die Gründung der GFA Vermögensverwaltung.

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