PRIIPs (2): Zusätzliche Anforderungen bei Berechnungen und Datenaustausch

Nachdem im 1. Teil unserer PRIIPs Serie der allgemeine Anwendungs- und Gültigkeitsbereich der Verordnung für Fonds dargestellt wurde, legt Teil 2 den Fokus auf die Anforderungen zur Berechnung von Risiko, Performance und Kosten.

Neue Methoden, welche sich von denen des bekannten OGAW KIID unterscheiden, sowie der zusätzliche Bedarf von z.T. lizenzpflichtigen Marktdaten, stellen Fondsgesellschaften vor neue Herausforderungen. Darüber hinaus müssen sich die Fondsproduzenten einer neuen Aufgabe des Datenaustauschs mit Versicherern stellen, damit die eigenen Fonds über diesen Vertriebsweg weiterhin angeboten werden können.

Einführung eines neuen Konzeptes zur Risikobestimmung

Summary Risk Indikator (SRI)
Wie bereits beim OGAW KIID der SRRI (Synthetic Risk and Reward Indicator), so wird im PRIIPs KID der SRI als Indikator in einer Skala von 1-7 dargestellt. Der wesentliche Unterschied besteht darin, dass sich der SRI aus zwei Komponenten zusammensetzt – dem Markt- und Kreditrisiko. Entsprechend einer Matrix (PRIIPs RTS Annex II Teil 3 Punkt 52) ergibt sich aus der Kombination beider Risikotypen der SRI. Der SRI muss über ein Zeitfenster von jeweils 4 Monaten überwacht werden. Sollten sich über diesen Zeitraum die Mehrheit der Werte verändern, ist eine Revision des KIDs erforderlich.

Market Risk Measure (MRM)
Das Marktrisiko ist im gleichen Intervall wie der Fondspreis zu berechnen. Mindestens aber monatlich, wenn der Fondspreis nicht z. B. täglich oder wöchentlich ermittelt wird.
Um das Marktrisiko korrekt zu berechnen, ist im Vorfeld jeder Fonds einer der PRIIPs Kategorien zuzuordnen. Nicht-strukturierte Fonds sind i.d.R. in Kategorie 2, strukturierte Fonds hingegen müssen den Anforderungen von Kategorie 3 entsprechen.
Für Fonds der Kategorie 2 muss die verhältnismäßig einfache Cornish-Fisher Methode verwendet werden. Der MRM unter Kategorie 3 erfordert ein Bootstrapping mit 10.000 Simulationen. In beiden Fällen wird eine annualisierte Volatilität, entsprechend eines VaR von 97,5% ermittelt. Durch den Übertrag des Ergebnisses in die Tabelle der RTS (Annex II Teil 1 Punkt 2) erhält man so den finalen Wert für das Marktrisiko.

Credit Risk Measure (CRM)
Das Kreditrisiko für Fonds ist i.d.R. mit 1 anzusetzen, da davon ausgegangen wird, dass diese keinem Kreditrisiko unterliegen (PRIIPs RTS Annex II Teil 2 Punkt 34).

Neue Form der Performancedarstellung unter PRIIPs

Im OGAW KIID erfolgt der Ausweis der Performance als rückblickende „Past Performance“. Unter der PRIIPs Verordnung sind nun zukunftsorientierte Performance-Szenarien zu ermitteln und in tabellarischer Form darzustellen. Dabei wird zwischen 4 Szenarien unterschieden – favourable, moderate, unfavourable und Stress-Szenario. Diese haben das Ziel, den Investor über die potenzielle Wertentwicklung des PRIIP unter verschiedenen Marktbedingungen zu informieren.
Zusätzlich wird über die sog. „recommended holding period“ (RHP) vorgegeben, in wie vielen Intervallen die Performance darzustellen ist. Als allgemeine Regel gilt, sobald die RHP 3 Jahre oder mehr ist, so wird die Performance mit 4 Szenarien in jeweils 3 Intervallen ausgewiesen. Das 1. Intervall ist dabei immer 1 Jahr, das 2. Intervall ist die Hälfte der RHP und das letzte Intervall entspricht der RHP selbst.

Bei der Berechnung der Performance ist die gleiche mathematische Methode zu verwenden, wie für die Bestimmung des Marktrisikos.

Neue Kostenkategorien sorgen für zusätzliche Komplexität

Um PRIIPs konform zu sein, können sich Fondsproduzenten nicht auf die bereits im OGAW KIID ausgewiesenen Kosten berufen bzw. diese verwenden.

So ist es z. B. nicht mehr erlaubt „bis zu“ Werte anzugeben. Vielmehr sind Investoren über die effektiv zu erwartenden Kosten im Zusammenhang mit dem Erwerb („Entry Cost“), dem Halten des PRIIPs („Ongoing Cost“) und dem Verkauf („Exit cost“) zu informieren.

Speziell der Ausweis der laufenden Kosten stellt sich bei genauerer Betrachtung als äußerst Komplex dar. Zum einen müssen für die Berechnung der so genannten „Ongoing Charges“ mehr Kostenarten hinzugerechnet werden, als dies beim OGAW KIID der Fall ist. Zum anderen führt die PRIIPs Verordnung mit den „Transaktionskosten“ eine für diese Form der vorvertraglichen Dokumente neue Kostenart ein.
Die Berechnung der Transaktionskosten ist abhängig davon, wie lange der Fonds bereits existiert. Grundsätzlich wird zwischen 2 Methoden unterschieden – der „arrival price“ Methode, deren Grundlage die Transaktionshistorie (3 Jahre) des Fonds ist und der „new PRIIP“ Methode, sofern für den Fonds noch keine ausreichende Historie besteht.
Auch wenn die erstgenannte Methode als die deutlich aufwendigere und komplexere anzusehen ist, so haben beide Methoden eine Gemeinsamkeit – sie erfordern die Verfügbarkeit von Marktdaten, welche z.T. mit Lizenzkosten verbunden sein können. Dementsprechend sollten Fondsproduzenten eine genaue Evaluation vornehmen, bevor das Thema Transaktions-kostenberechnung angegangen wird.

PRIIPs und/oder OGAW Daten – die Gretchenfrage

Durch die neuen PRIIPs RTS erhalten MOP Produzenten in Artikel 14 (2) die Option, sich beim Ausweis der Investmentoptionen auf die Daten des OGAW KIID zu berufen. Da sich Fondsgesellschaften nicht sicher sein können, welche dieser Optionen gewählt wird, ist es empfehlenswert, sowohl PRIIPs als auch die i.d.R. bereits vorhandenen OGAW KIID Daten vorzuhalten. Dass dies durchaus notwendig ist, zeigt die Tatsache, dass es in den verschiedenen Ländern keine einheitliche Auslegung der Versicherer hinsichtlich der OGAW KIID Option gibt.

PRIIPs Standards & Datenaustasuch

Bereits im vergangenen Jahr haben Fonds- und Versicherungsindustrie damit begonnen, an einem einheitlichen Datenstandard zu arbeiten. Im Rahmen der European Working Group (EWG) ist so das European PRIIPs Template (EPT) und das Comfort EPT (CEPT) entstanden.

Während das EPT das Ziel verfolgt, ein Minimum-Set an Informationen zu definieren, welches Fondsproduzenten den Versicherern bereitstellen sollten, befasst sich das CEPT mit zusätzlichen Informationen. Im CEPT Prices wird die Preishistorie des Fonds dargestellt. Dies soll dem Versicherer als Grundlage für ggf. eigens durchzuführende Berechnungen dienen. Das CEPT Narratives hingegen bedient sich dem Feldumfang der Texte aus dem EPT und bietet die Möglichkeit, diese in anderen Sprachen als der Basissprache aus dem EPT mitzuteilen. Der wesentliche Vorteil für Fondsproduzenten besteht darin, dass sie in Kontrolle darüber bleiben, wie der eigene Fonds textlich präsentiert und beschrieben wird.
Im 3. und letzten Teil des CEPT, dem CEPT RHP, werden die Berechnungen von Risiko, Performance und Kosten zu unterschiedlichen RHPs aufgelistet. Dies geschieht unter der Annahme, dass die RHP des MOP auf die der Investmentoption (z. B. des Fonds) angewendet werden muss. Eine finale Klärung dieser Frage, ob dies tatsächlich erforderlich ist, wird ein einem der noch kommenden Q&As erwartet.
Es ist die Intension der EWG, alle Datenstandards konstant aktuell zu halten. So sind momentan neue Versionen von EPT & CEPT in der Ausarbeitung, um den Änderungen der PRIIPs RTS gerecht zu werden.

Eine erste Lieferung der PRIIPs/OGAW KIID Daten wird von den meisten Versicherungen ab Q3 2017 erwartet. Dies ist notwendig, damit Versicherer noch ausreichend Zeit haben, die Daten in den eigenen PRIIPs KID Produktionsprozess einzubauen. Der genaue Termin sowie die Art der Übermittlung werden i.d.R. bilateral zwischen dem Fondsproduzent und dem Versicherer abgestimmt. Der initiale Kontakt wird meist durch den Versicherer vorgenommen.

26. Mai 2017

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Zusammengefasst
  • Fonds überwiegend in Kategorie 2, strukturierte Fonds in Kategorie 3
  • Interval der Risikoberechnung analog zum Frequenz der NIW-Ermittlung
  • Kosteninformationen aus OGAW KIID nicht PRIIPs konform
  • Ermittlung der Transaktionskosten benötigen zusätzliche Marktdaten
  • Europäisches PRIIPs Template (EPT) als Standard der Datenübermittlung
  • Comfort EPT (CEPT) zur Übermittlung zusätzlicher Informationen
Thema

PRIIPs (2): Zusätzliche Anforderungen bei Berechnungen und Datenaustausch

Die PRIIPs Verordnung setzt neue Standards im Bezug auf die Ermittlung von Risiko, Performance und Kosten.
Diese unterscheiden sich wesentlich von den bereits aus dem OGAW KIID bekannten Indikatoren und Kennzahlen, wie z. B dem SRRI oder der Past Performance. Beide sind unter PRIIPs nicht zulässig.
Hinzu kommt, dass Fondsproduzenten durch eine Wahlmöglichkeit für Versicherer die ihre Fonds vertreiben ggf. sowohl PRIIPs, als auch OGAW Daten vorhalten und bereitstellen müssen.
Um für den erforderlichen Datenaustausch einen Rahmen zu schaffen, wurden PRIIPs Datenstandards durch eine unabhängige Arbeitsgruppe definiert – das EPT und CEPT.

Autor

Ulf Herbig

Ulf Herbig ist Senior Project Manager bei der Firma KNEIP (Luxemburg) und besitzt mehr als 10 Jahre Berufserfahrung in der Fondsindustrie. Seit 2012 leitet er bei KNEIP Projekte zur Einführung IT unterstützter Lösungen zu regulatorischen Themen, wie z. B. OGAW KIID, AIFMD, PRIIPs und MiFID II sowie zu regulatorischem Meldewesen. Speziell bei den Themen PRIIPs und MiFID II ist Ulf Herbig mit seinem Fachwissen aktiv in den Arbeitsgruppen von ALFI, BVI und EFAMA involviert. KNEIP ist ein führender Service- & Softwareanbieter für die globale Fondsindustrie, Banken sowie Versicherer und bietet integrierte Datenmanagement-, Reporting- und Versandlösungen zu regulatorischen Themen.

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